Am Sonntag gab's nur zwei Vormittagsturns weil erst um 10 gestartet werden durfte - war wohl von den benachbarten Anwohnern wegen Lärm so gefordert worden, war aber an diesem Wochenende mit durchgehendem Flugbetrieb nicht ganz nachvollziehbar - keines der teilnehmenden Motorräder war bei halber Nenndrehzahl in 50cm Abstand vom Auspuff so laut, wie die Flieger in 100m Höhe... eine Farce!
Ich begann mich intensiv mit dem Abschied auseinanderzusetzen für den wir uns dort gemeinsam getroffen haben - unter anderem weil ich absehbar Sonntags trocken heimfahren konnte und für Montag das Regenrisiko wieder anstieg... hatte also umgeplant. In Konsequenz der vorgezogenen Rückreise war auch klar, dass ich den letzten Turn ausfallen lasse und gg. halb 5 die Fahrt antrete.
Die Fahrerei bis dahin war ein Vergnügen. Tolle Spielkameraden auf einer Royal Enfield Interceptor (gefolgt von einer Frau Strom), die auf einer Rennstrecke eigentlich nichts zu suchen hat, aber derart kompetent betrieben wurde, dass das schon eine Nuss war, die nicht nicht jeder knacken konnte - auch ein alter Sack dem's Wurscht war, wenn ein 150PS-Gerät vorbeizieht und der seinen Spaß hatte in den Fummelecken zurückzuschlagen. Toller runder Fahrstil und für mich eine Herausforderung ihn irgendwo zu überholen, wo es auf Fahrkompetenz ankommt... auf der Geraden weiter zu drehen und den Gasgriff auf 1 stellen hätte locker gereicht, aber das ist ja nicht der Spaß beim Fahren - kostet nur Sprit und Material - das widerspricht meinem Anspruch an Effizienz! Das untaugliche Gerät auf BT46-Reifen... was dem Betreiber offenbar nicht ansatzweise Sorgen bereitete. 70tkm war wohl der Kilometerstand - sah aber aus wie frisch aus dem Regal. Köstlich!
Nach und nach kannte ich auch die Kollegen, mit den ich leicht fertig wurde und die, die ein bisschen schwieriger zu handhaben sind, habe souverän Staupropfen durch kurze Aus- und wiedereinfahrt ausgeparkt und hatte dadurch sehr viel Fahrzeit ohne arge Hindernisse. Ich konnte mich also vollständig mental auf den Abschiedschmerz vorbereiten und musste mich mit niemandem groß rumärgern.
Währenddessen waren die Stuttgarter Spielkinder im Rausch und kammen zunehmend verschwitzter aus den Klamotten, haben wild Motorräder getauscht und fanden das jeweils andere ziemlich unfahrbar (egal ob Pannigale oder Hyperstrada) oder wenigstens total langweilig (RS660). Mit nassen Haaren und triefender Kombi wurden immer unmittelbar nach der Rückkehr Vor- und Nachteile der Moppeds ausdiskutiert.
Ich hab dann irgendwann entspannt den Esel bepackt und habe ihn nach kurzem möglichst beiläufigem aber irgendwie ergreifend emotionalem Abschied bestiegen und bin kurz nach meinem Begleitfahrzeug vom Hof gerollert. Heimweg... die Reifen wieder auf Normdruck und dadurch abartig lenkwillig kamm ich gut über die Landsträßchen voran, bis mir in einer Ortseinfahrt plötzlich mit lautem "KlaDeng-Qwiieeek" sehr plötzlich irgendwas am Hinterrad arg komisch wurde und der Motor offenbar blockiert war. Letzteres hat mich dann recht schnell vom Gedanken abgebracht, dass es ein Reifenplatzer sein könnte weswegen das Hinterrad so völlig führungsfrei seinen eigenen Weg geht, einen Kolbenklemmer habe ich aber ausgeschlossen - aber noch vor dem Stillstand war mit klar, dass irgendwas dazu führt dass das Hinterrad einfach aufgehört hat sich zu drehen. Ich war heilfroh, dass das innerorts auf relativ gerader Strecke war und nicht zwei Minuten vorher, als ich mit roundabout 120 zwischen zwei Ortschaften zwischen den Feldern unterwegs war.
Um's kurz zu machen, einer der Riemen von der Packrolle hatte sich wohl gelöst und hat sich vom Hinterrad einfangen lassen, sich zweimal um die Nabe gewickelt, bevor dann die freie Länge aufgespult war, das freie Ende sich noch kurz zwischen Belag und Scheibe der Hinterradbremse gezogen hat, fortan also die freie Drehbarkeit nichtmehr gegeben war. Heldenhaft hab ich die Situation fahrdynamisch am Limit souverän beherrscht, habe nach kurzer Schadensanalyse den Gedanken vorworfen Olaf als Schandkarren zu bestellen und wollte gerade anfangen, den falsch gewickelten Riemen aus den Verankerung zu lösen, als mein Begleitfahrzeug von hinten ankam (was überraschend war, weil ich mich ja nach dessen Abfahrt noch umständlich von den anderen verabschiedet hatte), Warnblinker und Sperrung der Schadensstelle, besorgte Fragen, ob ich aus Versehen umgefallen wäre, aber ansonsten schnell entspannt mit Handreichungen an der Schadensbehebung beteiligt, Frischetüchern zur anschließenden Handreinigung, Hilfestellung beim erneuten Verschnüren der Packrolle... perfektes Team! Das "verspätete" und dadurch für mich so vorteilhafte Eintreffen meines Supports war schnell mit dem verkackten Navi erklärt...
Anschließend war ich etwas verunsichert, ob die Riemen jetzt am Platz bleiben, war mit Sorge bei höheren Geschwindigkeiten unterwegs, aber das hat sich dann nach und nach verflüchtigt und ich war am Ende zwar mit 20 Minuten Verspätung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan, aber durchaus noch bei Helligkeit und mit viel Sonne bis ans Ziel gekommen. Bemerkenswert noch, dass 20km nach Erreichen der Restreichweite "0" schon eine Tankstelle war, diese bemerkenswert günstige Preise anbot und dann wenig über 16 Liter ins Fass gingen - da war also noch ein guter Liter übrig, der im Normalfall nochmal für 20km gereicht hätte.
Es war am Abend trotz Sonne kühl geworden, ich hatte unterwegs noch einen Pulli aus dem Packsack fummeln müssen, war froh um die tiefstehende Sonne im Rücken (von vorne ist halt immer blöd) und daheim hab ich mri dann erstmal einen Tee gekocht und gewartet bis das Begleitfahrzeug die Ankunft am Ziel per Funk durchgibt.
Später noch einen Teller Nudeln kochen und satt und zufrieden ins Bett.
Ich freu mich schon auf den Abschied beim nächsten Mal und warte sehnsüchtig auf den Moment wo wir uns wiedersehen um erneut so traurigglücklich voneinander zu gehen und in der Zeit zwischen Zusammenfinden und Abschied so rücksichtsvoll, empathisch und sorgsam miteinander das Leben zu teilen, die viele Luft zu genießen und in der wenigen verbleibenden Zeit das zu tun, was wir am liebsten machen: das was Spaß macht! Ein tolles Team, das ich nicht missen möchte! Danke für die schöne Zeit und den traurigschönen Abschied der immer soviel Vorfreude auf das nächste Wiedersehen mit auf den Heimweg gibt!
Großartiges Event!