Ich pack ihn mal hier rein, den angeteaserten Schwank vom Wochenende. Der Tee dampft.
Hatte ja erwähnt, dass es Freitag nach Chambley ging. Das Wetter war nicht arg einladend und die Aussichten waren gemischt. Nach 20km Fahrt war klar, dass es ohne Regenzeug nicht geht und das war dann knapp den halben Anreiseweg (insgesamt etwa 250km) auch nötig. Die letzten anderthalb Stunden waren aber trocken und das Platikzeug konnte wieder weg. Das CBF-Rennteam aus Irol, Falo und dem Minimax waren schon da und die Multifunktionshalle stand sogar weitestgehend. Hab dann gleich mein Graffel abgeladen und bin noch kurz zu meinem Supermarche gefahren, um etwas Wein, Käse, Trockensalami und den obligatorischen Ricard zu holen. So langsam kenne ich die Gegend da. Ist schön und man kann dort sicherlich prima ein paar Tage Urlaub machen. Da die Mosel dorther kommt, ist man ja auch irgendwie fast daheim.
Kaum zurück gab's auch schon Vesper. Danach Fahrzeugabnahme bzw. für Ralf und mich erstmal das Abenteuer für Samstag einen Slot zu finden in dem wir mitfahren dürfen. Ralf hatte ja nur Sonntag gebucht und ich war sowieso auf Verdacht da... hat geklappt, Ralf bei den Schnellen und ich bei den nicht ganz so schnellen Freifahrern.
Diese Zuordnungen hat jetzt unabhängig von dem was wir zwei können jeweils einen Vorteil, aber auch jeweils einen Haken:
Bei den Schnellen hat man routinierte Sportfahrer um sich, die sehr gut wissen, wie man überholt und sich in der Vorbereitung eines Manövers Gedanken über den Verbleib des Weggeschnupften machen - der braucht zum Überleben mindesten einen Meter Restweg, in dem er überleben kann - der Haken ist: man ist Opfer und bleibt Opfer. Gegen 150+PS mit 190kg Fahrzeuggewicht und einem Könner im Sattel machst Du mit 100PS, 220kg und als Rookie nur in Ausnahmefällen mal einen Stich.
Bei den weniger Schnellen fahren Leute, die teilweise besser in einem Instruktorteam aufgehoben wären, einfach mal bolzen wollen, wie sie es sich auf der Straße nicht trauen, aber eigentlich keinen Plan haben außer schnell zu sein. Technisch sehr unterschiedliche Geräte und vom Fahrniveau her noch unterschiedlicher. Der Haken: Linien sind kaum vorhersehbar - weder wenn man überholt wird, noch wenn man selbst überholen möchte. Vorteil: so ein Normalo wie ich hat Erfolgserlebnisse.
In beiden Gruppen ist's aber so, dass man sich ziemlich sicher drauf verlassen kann, dass am Kurvenausgang der Hahn gespannt wird - selbst wenn man in der Kurve auf jemanden aufläuft, zieht der am Ausgang mehr oder weniger beherzt raus. Grundgedanke "schnell sein".
Also Zettel unterschrieben, Sicherungen für's Licht gezogen, etwas Klebeband hier und da, Spiegel weg und zur technischen Abnahme. Alles gut. Noch einen Feierabendwein im Simonschen Wohnzimmer mit einem Nachbarn, der alleine am Kringel war und sich geschmeidig in unsere Kleingruppe eingefügt hat, dann relativ zeitig das Gästebett bezogen. Guter Tag und das bisschen Regen auf der Hinfahrt war längst vergessen. Bisschen Aufregung, ob ich das am Samstag einigermaßen hinbekomme. Mäßig gut geschlafen.
Samstag früh hat Cafe Simon schon lange vor der Fahrerbesprechung das Frühstücksbuffet eröffnet. Man ist entspannt grundgesättigt und hat keinerlei körperliche Grundbedürfnisse mehr wenn man dann bei der Fahrerbesprechung die Aufforderung des Veranstalters entgegennimmt, im Wohlfühlbereich zu bleiben und den kämpferischen Ehrgeiz unter Kontrolle zu halten. Danach warten bis die eigene Gruppe Einsatz hat. Ralf und Olaf zuerst, dann die Instruktoren, dann Lori und ich... bisschen Schichtbetrieb im Lager. Nachmittags etwas andere Reihenfolge, aber ändert ja nichts.
Für Ralf und mich ungewohnt: keine Nachbesprechung nach dem Turn - stattdessen kommt man ins Fahrerlager und muss selbst schauen, wie man das Erlebte einsortiert. Keine Nachbetreuung, kein Feedback, man ist völlig allein mit diesem blöden Grinsen im Gesicht - oder seinem Unmut über irgendwas, was grade nicht gestimmt hat. Aber zum Glück ist ja immer irgendeiner im Lager und macht Pause, dem man seine Brocken hinwerfen kann und der einen dann verbal kurz in den Arm nimmt... das ist schön.
Aber zur Sache. Frei fahren in gelb... in den ersten zwei Runden des ersten Turns schon gemerkt, dass ich nicht nur da bin, um gefressen zu werden, sondern mir Gedanken machen muss, an wem ich wo und wie vorbei komme, damit mir nicht der Kamm schwillt. Folglich schon im ersten Turn drei oder vier Überholmanöver und mein Beschluss mich für den zweiten Turn nicht ganz hinten anzustellen, sondern irgendwo mittig. Und da war ich dann wirklich fast den kompletten Turn alleine und ohne Vordermann unterwegs. Gegen Turnende hatte dann einer der Flotten eine Runde gut gemacht und hat mich noch weggeschnupft, bevor dann auch schon die karierte Flagge die Auslaufrunde angezeigt hat. Sehr entspanntes Fahren, an einigen Stellen sieht man beim Blick in die Kurve im Augenwinkel ob man gerade einen Hintermann hat - und im Normalfall hatte ich keinen. Das aber nur damit jetzt nicht einer kommt und mir sagt, dass Stau nur hinten blöd ist
Im dritten Turn dann die Gopro angeschnallt und sicherlich nicht die Bestzeit gefahren, weil ich recht früh auf eine alte Tuono aufgelaufen bin, die auf allen Geraden deutlich schneller war, die meisten Kurven gut zu mir gepasst hat, aber an zwei Schlüsselecken fürchtlich und unüberholbar im Weg war. Mit dem zusammen bin dann gut dokumentiert und wiederholt eine entspannte 2:19 gefahren. Ungezahlte Instruktion - ein wenig unter meinem Niveau, aber ich konnte sehr entspannt Linien variieren und sichere Überholmöglichkeiten auskundschaften - habe ihn aber mit der gegebenen Risikobreitschaft und der lahmen Luftpumpe (sorry dafür - ist nicht böse gemeint) nicht geschafft.
Mittagspause und Cafe Simon hat schon den Tisch gedeckt, während ich mit Ralf erste Bewegtbilder gesichtet habe. Hinsetzen essen und in der verlängerten Pause ein bisschen Entspannung suchen.
Vierter Turn, neuer Platz in der Aufstellung mal wieder weiter hinten probiert und nach drei Runden dermaßen im Stau gestanden, dass ich 5 Minuten vor Turnende raus gefahren bin. Falscher Ort zur falschen Zeit. Wenn man 5 Leute vor sich hat, die sich nicht trauen am Hindernis vorbei zu fahren, dann ist es mir zu gefährlich in den Pulk hinein zu überholen... vielleicht lerne ich das mal, aber soweit bin ich noch nicht. Das sind auch Manöver die nicht wirklich auf der Straße abgerufen werden müssen und mich daher wenig interessieren. Die fehlenden 5 Minuten? Geschenkt. Alles richtig gemacht.
Fünfter Turn wieder richtig einsortiert und mittleren Verkehr erwischt - nichts was nachhaltig eingebremst hat, wenig überholt worden, wenig überholen müssen und als beste Rundenzeit videodokumentiert eine 2:15 geliefert.
Sechster Turn nochmal die Kamera dran - wollte das Komplettpaket vom Stellplatz bis zur Einfahrt, den ganzen Turn und die Ausfahrt... aber der Akku war wohl leer - bis zur Startaufstellung hab ich bekommen, aber dann war Ende. Immerhin lief der letzte Turn abartig fluffig und ich denke, dass ich nicht weit daneben liege, wenn ich behaupte, dass da mindestens zwei Runden dabei waren, in denen ich sehr nah an der 2:10 war - ob nun heldenhafte 2:08 oder nur 2:12 ist mir eigentlich schnuppe. Das war aber auch für meine Verhältnisse genug. Toll, dass das der fluffigste Turn der Abschluss war. Noch einen drauf und ich bewege mich in einer fahrtechnischen Grauzone. Schade, dass ich die Zeiten nicht amtlich habe - bleiben wir also bei den real gestoppten 2:15 mit Luft. Immerhin einen 10er Schneller, als das was wir in der fluffigen Trainingsgruppe im Juli gefahren sind.
Am Ende war ich auch recht stolz auf mein Reifenbild - schön schuppig in Halbschräglage und nur am äußeren Rand einiges an Gummi eingesammelt. Man kann die Reifen noch etwas mehr belasten, dann wird das schuppige zu den schönen Wellen, die der Olaf mir über die komplette Laufffläche an seinen Reifen zeigen konnte... aber ich hab keine 1000er, verweigere die Nutzung von Drehzahlen jenseits der 11kRPM und habe also nie wirklich Kraft am Hinterrad.
Wo ich Zeiten liegen lasse: je weniger ich schalte, desto runder komme ich rum. 2-3 Sekunden hätte ich wohl von einem Schaltautomaten mit Blipper. Gut 3-4 Sekunden könnte ich holen, wenn ich etwas länger am Gas bliebe, aber Bremsen will gelernt sein. Und dann werden vermutlich auch die Reifen wieder Thema. Ich traue mich immerhin (aus einervöllig unnötigen Rollphase) in den Scheitel zu bremsen bis das Vorrad ein wenig teigig wird, löse dann augenscheinlich meist an angemessener Stelle die Bremse, gebe dann aber etwas zu spät und zu wenig Gas bzw. bin im zu großen Gang... vieles richtig gemacht, aber auch noch viel Luft nach oben. Mit dem aktuellen Material kann ich vielleicht irgendwann an eine 2:05 hinfahren, aber dann ist technisch vermutlich das Ende erreicht. Bis dahin muss aber der alte Sack noch was dazulernen.
Abends dann Grillen bei den Nachbarn, der alte Bekannte aus Luxemburg der mir damals in Chenevieres Regenasyl gewährt und Kaffee gereicht hat und ein Kölner Pärchen. Der Ricard kam zum Einsatz und wurde von den Gastgebern und mir gerne getrunken, es gab selbstgemachten Eierlikör und für später am Abend ein Vorzelt mit Heizstrahler - angenehmes Ambiente. Leider geriet einer meiner flapsigen Sprüche in den falschen Hals und so muss ich mir nun (nicht völlig unberechtigt) nachsagen lassen, dass ich die Stimmung am Ende ein wenig verdorben habe... schade. War dann leider auch am Sonntagmorgen mit einem Gang nach Canossa nicht wieder zu richten. Auch schade. Ist aber der einzige Punkt, der für mich (und den versehentlich Angepissten) nicht gestimmt hat... vielleicht noch meine Faulheit im haushaltlichen Bereich... irgendwann muss ich mal den Küchendienst mitübernehmen (@Lori: schick mich mal zum Geschirrspülen... theoretisch kann ich das...)
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