...du willst dir eine BMW kaufen? - erzähl mal ...
Der Tee steht bereit... eine ganz kritische Situation in der wir uns da befinden!
Also vorweg: ich suche nicht - ich habe ein paar Produkte im Auge, die meinen Mobilitätsanspruch vermutlich hinreichend abdecken, wenn mir der Quirl irgendwann unter dem Hintern zusammengefault ist. Letzteres ist definitiv nicht mein Ziel - aber die Nutzung eines Geräts als Alltagsfahrzeug belastet jede Mühle dann doch ein wenig mehr, als das gelegentliche Ausüben von Hobby bei günstigem Wetter. Die Halbwertszeit meiner charmanten Luftpumpe halte ich für überschritten.
zum Thema BMW:
Eine der tauglichsten Moppedfamilien ist imho die F800-Reihe, die jetzt zum zeitgemäßen Anschluss an den Wettbewerb ein paar Extrakubikzentimeter bekommt. Damit stimmen die technischen Daten hinsichtlich des Antriebs sehr genau mit denen, der CBF überein - das reicht für den normalen Wahnsinn. In Komplettausstattung ist sowas nicht teurer als die aktuelle Street Triple. Sie ist dann aber rund 20kg schwerer und mit dem Lenkkopfwinkel von fast 30 Grad ist sicherlich im kurvigen Gedärm kleinster Straßen eine andere Fahrweise angesagt. Etwas weniger Leichtigkeit, etwas mehr souveräner Komfort. Kein schlechter Kompromiss - ohne sie je gefahren zu sein.
Dann gibt's die Boxer - die R1200R hab ich ja seinerzeit ausprobiert und ich glaube, das ist ein richtig gutes Ding - aber ich brauch das nicht. Die ist noch souveräner, hat einen wirklich beeindruckend geschmeidigen und leistungswilligen Antrieb und erzeugt einen Wertverlust, der etwa 50% über dem der F900 liegt... wenn man das Ding "aufbraucht" - also kauft und fährt. Das ist durchaus ok, wenn man ständig zu zweit auf Tour ist, für einen Alltagshoppser ist das Perlen vor die Säue. Tolle Teile, die durchaus zum gelegentlichen Sporteln taugen und auch für die große Tour zu zweit alles bieten was man für unbeschwertes Fortkommen braucht. Aktuell nicht meine Welt.
Letztlich wollen wir uns auch die Vierzylinder zur Brust nehmen und da kommt man wohl nicht drumrum anzuerkennen, dass die gut gelungen sind. Zum durchaus zeitgemäßen Aggregat hat sich BMW nicht nehmen lassen auch richtig gute Fahrwerke zu verbauen - und eine S1000R brauche ich nicht, aber wenn mir sowas mal preiswert über den Weg läuft, werd ich womöglich im Bedarfsfall schwach. Abschrecken tut mich die Verbrauchsangabe des Herstellers von jenseits der 6l-Marke. Das ist eine Fahrmaschine, die durchaus ihren Reiz hat, die einer wie ich aber eigentlich nicht braucht.
Aktuell wäre es eine F900R, wenn ich mich aus dem BMW-Regal bedienen müsste. Oder die etwas schwächere F800GT... da müsste man mal fragen, wann die F900GT kommt, und wie wichtig dem Händler der Abverkauf der 800er ist.
Es gibt aber auch attraktive Töchter von anderen Müttern:
- unvergessen das Lächeln nach der GSX-S1000-Testfahrt - um einiges preisgünstiger als die S1000R und im Alltag wohl kaum merklich schlechter. Eigentlich der logische Nachfolger der CBF - etwas sportlicher eben und etwas weniger komfortabel. In der Praxis würde wohl die S750 reichen und vom Restgeld macht man sich das Fahrwerk so richtig fein.
- nach wie vor ein Motorkonzept vom Feinsten ist die MT09, die zudem so billig ist, dass man vom gesparten Geld direkt das anscheinend eher lumpige Serienfahrwerk auf ein ordentliches Niveau pimpen kann.
- die Z900 die den Vierzylinder mitbringt, wohl ähnlich defensiv wie einst die CBF eher aufd Drehmoment ausgelegt ist, reichlich Druck ab Drehzahlmitte hat. untenrum geschmeidig läuft, obenrum ein paar Zusatz-PS hat und - dem Vernehmen nach - Fahrwerk und Bremsen ab Werk mitbringt.
Dass es sehr schöne Dinger für's Auge gibt und ganz tolle schwere Motorräder... interessiert mich wenig, da ich selten mein Mopped anschaue und im Alltag gerade die vollgetankte Leichtigkeit von U190 genieße. Moppeds deren Leistungspotential meine Fahrkünste mit absoluter Leichtigkeit über's Limit hinaus bringen scheiden eigentlich aufgrund eines gewissen Überlebenswillens auch aus. Ich will auch keinen großvolumigen Zweizylinder, der 15km braucht bis er warm ist und bis dahin nur mit schlechtem Gewissen in einem Drehzahlbereich gefahren werden kann, in dem er nicht rumpelig läuft.
Ich brauche eigentlich nichts was wesentlich mehr als die 100PS von meiner Luftpumpe hat - ich sehne mich manchmal nach etwas mehr Druck untenraus - aber ich hab mir ja auch schonmal schöngerechnet, dass die 675 bezogen auf die zu bewegende Masse den gleichen Anschub im unteren Drehzahldrittel hat, wie die im Drehmoment annähernd doppelt so hoch angesiedelte 1050Tiger. Die Tiger wird dann halt obenraus nicht so laut... zumindest hört man's mit den Verkleidungsverwirbelungen nicht.
Klammheimlich schaue ich derzeit eher nach sowas wie CBR600RR und ZX6R als nach den etwas bürgerlichen Modellen. Ich genieße meinen steilen Lenkkopf, das geringe Gewicht und habe sowohl gelernt, dass man unambitioniert mit den kleineren Hubräumen - zumindest bei Mehrzylinderkonzepten - durchaus ziemlich niedrigtourig fahren kann, als auch, dass die Hütte für meinen Gechmack hinreichend brennt, wenn man dann mal Drehzahlen jenseits der Mitte nutzt. Dass die "Sportmotoren" dann in ihrer Leistungsabgabe eher spitz konfiguriert sind, ist ein Quell der Freude - hat man sich für "Sport" entschieden wird man von einer Drehwilligkeit umschmeichelt, die einer CBF fremd ist.
Kurz: es gibt richtig viel richtig gute Moppeds. Mein Interesse geht eher in Richtung Leichtbau und sportliche Auslegung bei alltagsrelevanter Leistung, als zu souveränen Drehmomentgleitern oder gar ultimativen Kampfeisen. Die sind deshalb nicht schlecht, aber sie treffen für mich nicht ins Schwarze. Geschmackssache.
Waren früher noch 12er Bandit, 12er Zephir, FJR angestrebte Fahrzeuge, hat sich mein Anspruch an Moppeds mit dem eigentlich als Spielzeug beschafften Quirl grundlegend geändert. Wozu schwere Eisen um die Ecke wuchten, wenn man es leichter haben kann? Wozu mehr Leistung, als Fahrwerk und Bremsen? Und vor allem: wozu mehr Motorrad, als ich mit meinen bescheidenen fahrtechnischen Fähigkeiten beherrschen kann? Und zur Frage ob BMW oder nicht: die bauen sehr runde Gesamtpakete. An der Speerspitze der Alltagstauglichkeit mit genug Sportpotential für so Pfeifen wie mich, sehe ich die F-Schnitten. Die sind nicht aufregend, aber ausgewogen. Pragmatisch gesehen ist das gut und aus Sicht der Haushaltskasse ist das Zeug sogar preiswert. Warum also nicht.
So, Tee ist alle. Ein gutes neues Jahr euch allen. Hier scheint die Sonne, der Himmel ist blau - ich geh wohl nachher mal für ein Stündchen kontrollieren wo noch nicht gestreut ist... kann ein Jahr besser ausklingen?