Ich will eigentlich kein Nebenthema hochkochen, aber die Aussagen zu JP8 will ich dann doch mal ein bisschen relativieren.
Auch ich habe da ein "vorab": Nein, ich finde es auch nicht gut, dass Treibstoff in die Atmosphäre abgelassen wird. Es wird aber ja immerhin auch nicht aus Spaß getan., denn wenn das geschieht, ist die Situation eh schon brenzlig. Die Grundsatzfrage, die sich stellt: Wie wichtig ist die Fliegerei bzw. die militärische Fliegerei? Wenn jetzt einer sagt "Mitlitär abschaffen".....ok, dann wäre damit auch das Kraftstoffablassproblem (militärischer Flug) gelöst. Baut man aber weiterhin auf Wehrfähigkeit/Bundeswehr/Luftwaffe/.... dann muss man es schon inkauf nehmen, dass in bestimmten Notfällen Kraftstoff abgelassen wird, um noch größeres Ungemach zu verhindern.
Die Mengen, die im Falle eines unmittelbar nach dem Start eintretenden Notfalles von mil. Fliegern abgelassen werden, sind aber insgesamt deutlich kleiner als das, was so ein Airliner rausdrückt, wenn er kurz nach dem Start Probleme bekommt, mit etlichen hundert Passagieren wieder zum Startplatz zurück muss und mit vollen Tanks eben nicht landen kann. Seine Tanks sind aber auch deutlich größer als die der allermeisten mil. Flieger. Sooooo viel anders ist deren Treibstoff aber auch nicht. JP8 hat ein paar Additive mehr drin. Aber die eigentliche Ursuppe ist identisch.
Das Ablassen von Kraftstoff ist nebenbei bemerkt an gewisse Verfahren, Lokationen, Höhen gebunden (lt. ICAO). Mal je ein Beispiel: Es dürfen keine Kreise geflogen werden (würde die Belastung konzentrieren), (möglichst) nur in speziellen "Dumping Areas" (geringe Besiedlungsdichte), mindestens 1800 m.
Auch beim Lärmproblem kann man ggf. mal folgendes gegeneinander werten: Der eine Lärm, also der einer (überlauten) Mopete, ist im Grunde zweckfrei bzw. dient ausschließlich dem Ego eines offensichtlich sonst eher potenzschwachen Angebers/Posers oder als Brunftschrei-Ersatz für schüchterne Männchen auf Tussi-Suche. Der andere Lärm hat ggf. doch einiges mehr an Tiefgang beim Zweck (wie auch immer man zu Bundeswehr oder ziviler Fliegerei eingestellt ist).
Wie gesagt, ich will hier nicht den Sinn oder Unsinn von Bundeswehr diskutieren und lasse das bewusst wertfrei in den Raum stehen. Auch wenn vielleicht mein Avatar und Text weiter unten ggf. vermittelt, dass ich da etwas vorbelastet sein könnte. Und auch über (ökologischem) Sinn oder Unsinn von Passagierfliegerei kann man an anderer Stelle gern mal diskutieren.
JP8 ist natürlich giftig! Überhaupt keine Frage. Das ist unser Mopeten-Kraftstoff übrigens auch und der unseres Diesels in der Garage allemal. Wobei wir den allerdings in der Regel nicht in größeren Mengen vernebeln........ JP8 ist nicht speziell von Chevron. Es ist lediglich eine US-Norm. Bei unserer Luftwaffe wird das Zeug als F-34 bezeichnet. Es wurde nach bzw. als Ersatz für F-40 eingeführt, dem Äquivalent zu JP4. Die Umstellung von F-40 auf F-34 (bzw. von JP4 auf JP8) wurde irgendwann Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts durchgeführt. Das war insbesondere an dem Baumuster, mit dem ich vertraut bin/war, nicht eben unproblematisch und bedurfte einiger Zeit der Anpassung, bis die für F-40 konzipierten Brenner der Triebwerke nicht mehr verrusten und zu Anlassproblemen führten. Hauptgründe für die Umstellung war wohl die Standardisierung innerhalb der NATO. Eben derart, dass man nicht an jeder NATO-Airbase etliche unterschiedliche Kraftstoffe für die verschiedensten Flieger (NATO-weit) bevorraten musste.
Die initiale Entscheidung für F-34 ist ganz nicht nicht auf deutschem Mist gewachsen. sondern auf der anderen Seite des "Großen Wassers" ausgekocht worden.
Aber auch die Kollegen da drüben haben sich seinerzeit etwas dabei gedacht, das Zeug einzuführen. JP8 ist schwerer entflammbar als das JP4 und gilt daher als weniger gefährlich. Gleichzeitig enthält JP8 weniger Benzol und auch weniger Hexan (Benzol=krebserrgend - Hexan=Nervengift) als JP4. Auch ist es weniger flüchtig, was man sowohl als Vor- als auch als Nachteil sehen kann.
Damit will ich dem JP8/F-34 keine Absolution erteilen. Giftig/schädlich ist es allemal, aber das ist der von uns genutzte Otto-/Diesel-Kraftstoff ganz genau so und wenn ich so sehe, wie manch einer direkt vor der eigenen Nase und mit nackten Händen seine Kette mit Diesel wäscht........
Also die Ansage, es sei der giftigste Stoff, den die Menschheit je erfunden hat......janee, lass' ma'.
Ich selbst bin über 30 Jahre mit zunächst mit F-40 und dann mit F-34 umgegangen. Im Rahmen von Wartungsarbeiten sogar recht intensiv. Ich bin trotzdem noch da und erstaunlicherweise sind die meisten bzw. so gut wie alle meiner früheren Kollegen, auch die deutlich älteren, auch noch bei den Ehemaligen-Treffen anwesend und so gesund oder krank, wie man es mit 60/70/80+ eben ist. OK, 's ist eine recht subjektive Darstellung und sicher kein Dogma.