...einen kleinen Dieselmotor einbauen...
Gibt's doch...BMW i3 mit Range Extender (REx)
mag sinnvoll gewesen sein, als das Ladenetz noch dünner war. Kunden konnte man damit die Reichweitenangst nehmen.
...hat neben den Sitzheizungen auch eine Lenkradheizung….. Wie sind denn die Erfahrungen...
Oder spricht man da lieber nicht drüber?
Doch, spricht man drüber! Ich kann gern aus meiner Erfahrung aufdröseln, wie was womit zusammenhängt.
Grundsätzlich: Der Verbrauch auf der 12 V Schiene (Lenkrad-, Sitz, Scheibenheizung, Licht etc.) bleibt auch im Winter weit unter 1 kW. Also lächerlich.
Wirklich verbrauchserhöhend sind Heizung und Witterungsumstände wie Kälte, Regen, Schnee, Gegenwind.
Wie viel das ausmacht....hmmm.....ein klares "kommt darauf an!".
Mal am Beispiel meines Autos aufgezeigt. Ich schicke voraus, dass meine prozentualen Aufrechnungen nicht unbedingt auf andere Autos anwendbar sind. Da mein Auto antriebsseitig ohnehin extrem wenig verbraucht, ist die prozentuale Zunahme des Verbrauchs verhältnismäßig hoch. Ein Auto, das über seinen Antrieb doppelt so viel verbraucht wie meines, muss ja nicht doppelt so viel Heizenergie verbraten.
Heißt: Wenn ein Auto bei 100 km/h 10 kWh/100 km über den Motor zieht und 2 kWh/Stunde über die Heizung, dann sind es 20% Mehrverbrauch. Das andere Auto braucht 20 kWh/100 km plus 2 kWh für die Heizung....dann sind es nur 10% mehr.
Aber es spielen noch mehr Faktoren rein. Wesentlich ist - wie beim Verbrenner - die Fahrweise und noch mehr das Fahrprofil. Niemand wird bei einem Verbrenner bestreiten, dass Kurzstreckenbetrieb zu einem deutlichen Mehrverbrauch führt gegenüber einem Fahrzeug, das mit gleicher Geschwindigkeit Langstrecke fährt.
Dem E-Auto ist das zunächst mal völlig wurscht. Langstrecke....Kurzstrecke.....das kratzt den Stromer nicht. Im Winter muss der Stromer aber einen seiner Vorteile aufgeben. Denn während der Verbrenner selbst im Sommer bei 30° C noch andauernd heizt (Abwärme erzeugt er ja auch dann, nur wird die einfach abgeführt), erzeugt der Stromer von sich aus keine bzw. nur wenig Abwärme. Wenig Verluste, wenig Verbrauch. So einfach ist das. Aber im Winter geht es nun mal nicht ohne Heizung und deshalb ist eine motorunabhängige Elektroheizung eingebaut. Eine, die sehr schnell agiert. Da kommt beinahe sofort warme Luft aus den Düsen und der Innenraum ist so schnell warm, wie ich es noch bei keinem Verbrenner erlebt habe.
In meinem konkreten Fall....naja, ich beschreibe mal mein Auto, um daraus dann abzuleiten, welche Rolle das Fahrprofil Lang-/Kurzstrecke beim Mehrverbrauch im Winter spielt.
Ich habe einen Hyundai Ioniq
Der gilt als das unbestritten effizienteste E-Auto überhaupt. Verbraucht sehr wenig (im Sommer kann man regelmäßig deutlich unter 11 kWh/100 km kommen), bietet viel Platz und hat einen guten Cw-Wert.
Unsere Fahrweise würde ich beschreiben als "vorausschauend, aber zügig im Rahmen der gültigen Vorschriften" und, obwohl das Auto Bums hat, muss nicht alles um jeden Preis überholt werden, nur, weil es da ist. Auf der Autobahn sind wir meist mit Tempomat bei 120 unterwegs und es darf auch mal 140 und mehr werden, um beim Überholen den Verkehr nicht auszubremsen.
Über den Verbrauch führe ich buch, aber auch das Auto liefert selbst Statistiken. Und so kann ich sagen, dass unser Ioniq im Sommer (also Mai bis September) über alles mit etwa 12 kWh/100 km dasteht, im Winter (Dezember bis März) mit etwa 17,5 kWh/100km. Also etwa 45% mehr in den kalten Monaten. Etwa 10 bis 15% Mehrverbrauch kann man quasi als Winteraufschlag verbuchen (Akku-Chemie ist träger, Wetter spielt eine Rolle, der Straßenzustand auch und und und). Der Rest ist die Heizung. Aber das ist nun nicht allgemeingültig, denn diese 45% schwanken erheeeblich. Je nach dem, was der Heizung abverlangt wird..
Nehmen wir mal 2 bei uns durchaus vorkommende Fahrprofile (wobei meines natürlich besser wegkommt als das meiner Frau.....aber die kann sich hier ja nicht wehren....):
1. Meine Fahrt - 500 km von SH nach NRW:
2°C....das Auto ist auf diesen Wert durchgekühlt. Einsteigen, Heizung auf 24° stellen, losfahren. Es wird ratzfatz warm im Auto, aber die Anzeige der Heizleistung steht bei knapp über 4 kW. Weil das Auto in sich noch komplett kalt ist. Nach 10 MInuten beginnt der Wert kontinuierlich zu sinken. 3,5 kW.....3 kW.....irgendwann pendelt sich der Wert so bei ungefähr 1,5 kW ein bzw. schwankt so zwischen 800 W und 2000 W. Denn jetzt ist die Karre einigermaßen durchgewärmt und bleibt es auch für den Rest der Strecke. Die Heizung muss nur noch die Temperatur halten
Da bleibt dann ein Winteraufschlag von gerade mal 3 bis 3,5 kWh/Stunde. Ausgehend von einem Sommerverbrauch (bei AB 120 km/h) von 14 kWh/100km rechnet sich das dann zu einem etwa 25%igen Winteraufschlag hin.
2. Weibchens Einkaufs- und Mädelsrunde - Hauptsache warm:
2°C....das Auto ist auf diesen Wert durchgekühlt. Einsteigen, Heizung auf 26° stellen, losfahren. Ziel: der Supermarkt 6 km entfernt. Die Heizung brüllt los und weist bereits 4,5 kW auf dem Display aus. Schnell wird es warm IM Auto, aber die Heizleistung bleibt bis zum Supermarkt bei über 4 kW, denn das Auto ist in sich noch komplett kalt.
Aussteigen, einkaufen….45 Minuten geht es weiter zur Apotheke des Vertrauens. 4 km iRichtung Innenstadt. Das Auto war wieder kalt und die Heizung brüllt erneut los. Bis zu 8 KW könnte sie, aber "begnügt" sich auch diesmal noch mit 4,2 kW......immerhin 4,2 kW......das ist mehr als das, was Elektro-Radiatoren im Hause so wegfressen. Fakt ist: Vor der Bärenapotheke sind es immer noch 4 KW, als sie das Auto abstellt. 12 Minuten dauert es in der Apotheke, das Auto kühlt wieder ein bisschen aus.
Weiter geht's zum OGM (OGM = Obst- und Gemüsemann! Jaja, genau der, der freitags mit pflückfrischen Gemüse vorm Getränkemarkt steht!). 6 km....Auto abstellen....Kohl, Karotten, Pilze einkaufen.....und ach ja, im Getränkemarkt noch 'ne Kiste Wasser besorgen.....plus festquatschen bei einer Bekannten, die zufällig auf dem Parkplatz auftaucht und die sie schon 48 Stunden nicht mehr gesehen hat. 45 Minuten sind rum. Frauchens Nase ist rot vor Kälte und das Auto ist auch wieder kalt.
Einsteigen, ab zum Mädelsfrühstück bei Babsi (jaja, da, wo kein Kerl zuhören möchte, was da getratscht wird, und wo kein Kerl geduldet ist - eben weil getratscht wird...). Das sind weitere 6 km, in denen sich die Heizung nun mittlerweile mit "nur noch" 3,8 kW gegen die Kälte in der Karosse anstemmt.
Das Frühstück dauert 2 Stunden.
Der Rückweg ist 12 km lang. Aber kurz vor zuhause.....gerade als die Heizung beginnen will, moderatere Werte unterhalb von 4 kW anzufahren, ist da noch der Blumenladen.....STOP.....ein paar Blümchen für das Ambiente im Wohnzimmer sollen's sein und.....es dauert 20 Minuten. Spielt aber auch keine Rolle mehr, denn für die letzten 2 km ist es wurscht, dass die Heizung nochmal auf 4 kW hoch fährt und diese bis vor die Garage beibehält.
Lasst uns rechnen!
34 km gefahren und reine Fahrzeit 1 Stunde
Sommerverbrauch wäre gewesen etwa 4 kWh (bei 12 kWh/100 km). Winteraufschlag 15% = 0,6 kWh. Heizung 1 Stunde mit durchschnittlich 4 kW = 4 kWh
Macht zusammen 8,6 kWh für 34 km. Umgerechnet auf 100 hieße das - festhalten oder zumindest hinsetzen - bei so einer Hausfrauengurkerei, über 26 kWh/100 km
Und: Ein Winteraufschlag von 115%!
Natürlich sind das Extreme und ich habe das bewusst ein bisschen übetrieben (aber immerhin mit realistischen Parametern gearbeitet) Ich will damit nur zeigen, dass man den Mehrverbrauch nicht generell festlegen kann und woher dieses "Kommt darauf an!" rührt.
Der effektive Wert liegt irgendwo zwischen den Extremen.
Und noch was: Bei planbaren Fahrten.....auch für die Einkaufs- und Mädelsrunde lasse ich das Fahrzeug bei angeschlossenem Ladegerätvorheizen, sodass das Auto schon einigermaßen durchgewärmt auf Fahrt geht. Das verbessert den Winterverbrauch zusätzlich.
Jaja, ich weiß, das kostet ja auch Strom. Is' klar! Und trotzdem gewinnt man dabei.
Und falls meine Frau das liest....
- ja, es gibt auch die Baumarkt- und Kumpelrunde, die mich zum Buhmann machen würde.
- ja, im Gegensatz zu unserem früheren Verbrenner hast Du hier KEINEN vielfach erhöhten Verschleiß, bei dem im Motor die Späne fliegen, sondern nur höhere Stromkosten.
- ja, unser Verbrenner früher hat bei der winterlichen Einkaufs- und Mädelsrunde praktisch überhaupt keine Abgasreinigung durchgeführt und Werte produziert wie Autos das schon 1980 getan haben. Und unser Strom, den wir nutzen, ist fast zu 100% regenerativ.
- ja, der Verbrenner früher hat im Winter auch deutlich mehr Sprit gefressen
- ja, ich hab' Dich lieb!
Tatsache ist, dass der Winterverbrauch auch beim Stromer höher ist und dass der Mehrverbrauch prozentual wohl effektiv auch oberhalb dessen liegt, was man bei einem Verbrenner veranschlagen müsste.
Was zählt (für mich) ist der Gesamtverbrauch im Jahresmittel. Und der liegt bei 16 kWh/100 km