Original von Bernd
Also ma' ?hrlich:
Mit der KCBF war ich noch nicht am Stilfser Joch. Ich brenne aber darauf!
Denn vor 2 Jahren, noch mit der NTV, bin ich's zweimal gefahren, einmal Anfang Juni, da war die Wintersperre gerade erst aufgehoben, und einmal im August, da war die H?lle los. Beide Male nat?rlich von der italienischen Seite her. Schon mit der relativ schwachen 650'er kam ich unglaublich flott voran, die ganzen Supersportler und Dickschiffe hatten so ihre Probleme mit den engen Kehren. Hochdrehenden Vierzylindern geht in der H?he gern die Puste aus, dazu m?ssen sie mit schleifender Kupplung im Ersten um die Kehren schleichen. Die Lambdasonde der KCBF sorgt aber zuverl?ssig daf?r da?auch in der d?nnsten H?henluft das Gemisch nicht ?berfettet.
So hervorragend wie sich die KCBF n?mlich in der letzten Sommer in den Westalpen geschlagen hat, glaube ich, da?ihr auch der Stelvio ziemlich gut liegen wird: Der Motor zieht mindestens bis 2800 H?henmeter wie ein B?r, sie ist handlich und der Wendekreis ausreichend eng. Nur der elende Stra?enzustand wird sie wahrscheinlich einbremsen.
Sicher ist die "aufgedonnerte Landschaft" (Herrmann L?ns) nix f?r blutige Anf?nger. Aber man kann sich ja langsam herantasten, damit der Spa?nicht verlorengeht. F?r mich ist P?ssesammeln das Allergr??te, die finale Endstufe des Motoradfahrens. F?r andere sind es vielleicht die einsamen Schotterpisten Richtung Nordkap oder die Durchquerung der Sahara, ich liebe eben die Berge.
Wie f?ngt man an? Vielleicht mit der "Deutschen Alpenstra?e"? Wei?nicht. Zun?chst mu?sicher die Einstellung stimmen: Wenn mir die engen Str??chen mit den Spitzkehren im Mittelgebirge schon keinen Spa?machen, dann kann ich die Alpen auch ?ber den Brenner queren.
Komme ich aber auch mit hinterh?ltigen Hundekurven im Mittelgebirge gut zurecht, oder bin ich gar ein Rastenschleifer, dann hei?t es: Reisef?hrer kaufen, in Internetforen st?bern (Radfahrerforen geben z.B. ziemlich detaillierte Beschreibungen ?ber Steigungen und Stra?enzustand) und 'mal in die Alpen reinschnuppern. Nach Schwierigkeitsgraden steigern, jeweils die steilere, schwierigere Seite eines Passes besser bergauf fahren, die leichtere (k?rzere) bergab. Angst ist ganz falsch. Die hemmt den Verstand. Langsam und ?berlegt anfangen. Die Serpentinen locker angehen und hinterher ?berlegen, was war gut, was kann ich verbessern? Wenn Zeit ist, ruhig umkehren und eine sch?ne Passage zum Üben nochmal fahren. In Gegenrichtung f?hrt sich die Strecke sowieso komplett anders.
Überragend wichtig: Nie ohne aktuellen Wetterbericht losziehen, immer warme Sachen f?r die Pa?h?he mitnehmen. Ggf. Regensachen und ein zweites Paar Handschuhe. Tolles Panorama auch zur Wetterbeobachtung nutzen. Das Wetter in den Alpen kann verdammt schnell umschlagen. Kommen einem die Autos mit Schnee auf dem vorderen Nummernschild entgegen, kann man den Pa?vergessen.
Selten sch?ttet es durchgehend von Grenoble bis Graz, man kann also schon bei Planung und Anfahrt einiges gutmachen.
Zur Technik: Uralte Grundregel: Man f?hrt einen Pa?im gleichen Gang runter wie man hochgefahren ist. Die KCBF hat aber soviel Schmalz, da?man bergauf auf den Zwischengeraden oft bis in den 6. kommt. Bergab bremst sie aber im Sechsten ziemlich mies. Mu?ich aber zu h?ufig oder sogar durchgehend bremsen, f?llt die Bremse irgendwann wegen Hitzekollaps aus. Also mindestens zwei G?nge runterschalten, so da?die Motorbremse auf der Geraden ausreicht, um die die Geschwindigkeit zu halten, und die Integralbremse fast nur zum Anbremsen der Serpentinen n?tig ist. So kommt man auch das l?ngste und steilste Ding sicher runter.
Serpentinen: Immer peilen, wie die Stra?e weiter verl?uft und wann mir was entgegenkommt. Rechtzeitig vor der Kehre runterschalten/runterbremsen. Locker machen, Sitzposition checken. In die Kehre reinschauen, ob was entgegenkommt. M?glichst wie bei jeder Kurve weit au?en anfahren, kurz nach der Mitte ganz innen sein und sich dann mit Gas wieder raustragen lassen. Aber Achtung: Wo die Sicht verdeckt ist, immer mit Gegenverkehr rechnen. Auf Verdacht mal hupen. Busse Womos, Lkw brauchen mitunter die ganze Stra?enbreite. Und Serpentinen sind in der Mitte am steilsten, dort liegt dazu oft noch Schotter und Dreck auf der Fahrbahn. Da mu?man dann nicht durch, es geht meist auch au?enrum, halt langsamer. Vor allem bergab besser f?r die Nerven.
Wenn was Dickes in der Kehre entgegenkommt: Besser rechts ran fahren und noch auf der Geraden abwarten bis wieder frei ist. Die KCBF kann man nicht bergauf zur?ckschieben. Und in einer steilen Serpentine f?llt sie beim Anhalten auch leichter um als auf der Geraden.
Generell: Niemals volles Risiko fahren, denn ein Fehler kann leicht der letzte sein, z.B. wenn einem die Stra?e ausgeht und keine Leitplanke da ist (ewiger Alptraum). Oder Gegenverkehr hinter einer Felsnase auftaucht (konnte noch bremsen).
Jetzt habe ich ziemlich viel geschrieben und es hilft doch nix ;). Man mu?es einfach selbst erfahren. Geht man's mit Verstand an, wird es ein Hochgenu?. Und man kommt vielleicht nie mehr davon los, so wie ich. :D
Viele Gr??e,
Bernd aus WI