naja... ich glaube hier kann man den Automarkt nicht mit dem Motorradmarkt vergleichen.
Beim Autokauf spielt Vernunft eine wesentlich größere Rolle als Emotion. Und das Reichweitenproblem ist beim Auto wesentlich kleiner und besser zu händeln. Vergleichsweise viele Motorradfahrer fahren nur zum Spass, eher selten allein und dann fast immer über 250km Motorrad. Ein Zwischenladen an irgendeiner Ladesäule wäre da immer lästig (selbst wenn es für alle Motorräder auch richtige Schnelllademöglichkeiten gäbe):
- Wetterabhängigkeit - egal ob heiss, nass oder kalt - Der Autofahrer setzt sich dabei ins Auto und liest ne Zeitung oder spielt am Smartfone rum....
- Gruppendynamik
- Die meisten Autofahrten (im Verhältnis zur Anzahl der Motorradfahrten) sind in der Länge planbar und ohnehin kürzer als 150km.
. usw.
Dazu kommt dass die meisten verkauften E-Autos Dienstfahrzeuge sind und deshalb die erhöhten Anschaffungskosten weniger relevant sind. Bei Moppeds ist das eher die Ausnahme.
Es gibt also bei weitem nicht so großen Druck vom Käufer auf den E-Motorradmarkt, wie es beim Automarkt ist.
Ich glaube schon, dass fast alle Motorradhersteller auch E-Bikes in der Entwicklungs-Pipeline haben. Aber solange die Reichweitenprobleme in Zusammenhang mit der Ladeinfrastruktur so eine große Rolle spielen, werden E-Motorräder nicht die große Rolle im emotionsgeladenen Motorradgeschäft haben.
Ich selbst bräuchte keinen Verbrenner zum Motorradfahren, mir taugt die Fahrdynamik beim Moppedfahren am meisten. Dafür muss mein Mopped weder klingen noch gut aussehen. Aber solange ich nicht sicher sein kann, dass ich nach 200km innerhalb von 10 min mein Mopped voll laden kann (Stichwort Verteilung und Verfügbarkeit von Schnellladeinfrastruktur), sehe ich mich nicht auf einem E-Mopped. Egal was es kostet.
Und das wird übrigens um kurz oder lang die Krux bei der allgmeinen E-Mobilität werden. Wenn man bedenkt, was für einen Durchsatz an Fahrzeugen (mit üblichweise aktuell durchschnittlich doppelter Reichweite) eine Tankstelle heute hat, sollte sich mal überlegen, wieviel Ladesäulen mit Schnelladefunktion an wieviel Standorten notwendig sind, um mit aktuell verfügbarer Technik nur ähnliches leisten zu können. Dann kommt gern als Argument, dass es immer mehr Wallboxen zu Hause geben wird. Aber dort, wie auch auf vielen Firmenparkplätzen, ist für das Schnellladen in der Regel die Anschlußleistung der Immobilie nicht ausreichend. Und wenn dann nachts alle laden wollen, wird es ohne effektivere Stromspeicher, als es heute gibt, bei wenig Wind Probleme geben. Stichwort Verfügbarkeit und Anteil erneuerbare Energien.
Das bedeutet, für 100% E-Mobilität bräuchten wir auch einen fast kompletten Austausch der Strominfrastruktur im privaten wie im gewerblichen Bereich. Aber ich fürchte, das Problem wird heute noch politisch verdrängt, auch um die neue, also auch neu zu kaufene E-Mobilität und den Umweltgedanke dabei zu hypen. Im Kleinen lässt sich ja das meiste davon noch mit Kompromissen händeln.
Natürlich hoffe ich, dass wir das in Zukunft selbstverständlich alles mal irgendwie stemmen können. Aber solange diese Probleme nicht gelöst werden können, sehe ich keinen Massenmarkt für Motorräder. In Nischen, wie bsw. Pitbikes, Crossbikes oder Hardenduros sehe ich da heute auch schon Zweckmäßigkeit, aber darüberhinaus halt eben nicht.
fachoptimistische Grüße
vom falo
PS: Eine Lösung für das alles habe ich leider nicht, sonst hätte ich längst Twitter, Tesla, Kuwait und SpaceX gekauft