@ralf
Nun ja, mein Bsp. ?ber das sich "ausklinkende" Hessen war sicherlich nicht verfassungsrechtlich korrekt, sondern diente in seiner Plakativit?t nur zur Verdeutlichung bestimmter Sachverhalte.
Aber - auch solche GG-Artikel k?nnen ge?ndert werden.....
Ach ja, es gab eben keine Volkabstimmung dar?ber, ob das GG auch weiterhin gelten soll (man hatte aus politischen Gr?nden viel zu viel Schi?vor den m?glichen Folgen).
@Balu
Ohohoh, romantische Verschmelzungsphantasien, alle zusammen an einem Strang - sorry, aber das ist aus meiner Sicht keine hilfreiche Perspektive.
Gesellschaften sind immer schicht- bzw. milieuspezifisch organisiert. Dann gibt es Momente, in denen die Trennung nicht ganz so stark ist (alte B-Republik zwischen 1970 und 1985), das sind aber eher Ausnahmen. Der Philosoph Bourdieu hatte schon recht mit dem Benennen der "kleinen Unterschiede" (also im gesellschaftlichen Umgang, meine ich jetzt :D) und dem Hang zur Abgrenzung, vorzugsweise nach unten (der so gen. "Distinktion"). Mein Job beruht u.a. auf der Beachtung genau dieser Mechanismen. Der Oberschicht ist existenziell die Unterschicht wichtig, denn ohne oben gibt es kein unten, sie brauchen das Prekariat, um sich zumindest von irgendwas distanzieren und abheben zu k?nnen. Pervers ?berspitzt: Die Oberschicht h?lt sich die Unterschicht, um wie im Zoo nach unten zeigen zu k?nnen mit den Worten "Na, gl?cklicherweise sind wir nicht so". Denn sonst h?tte man ja nichts, um sich selber diesen Status klar machen zu k?nnen. Das (und jetzt wird es schick!) gilt aber haargenau auch umgekehrt. Man stelle sich vor, die Unterschicht h?tte niemanden mehr "da oben", auf den sie schimpfen k?nnte, w?re doch trostlos...... ;)
Arroganz der Macht - die hohen Tiere schweben eh auf ihrer eigenen Wolke. Isso. Altkanzler Schmidt hat sich ja auch immer in Richtung des Wahlvolkes dar?ber beschwert, dass "man den Jungs immer die Welt erkl?ren muss". F?r FJS galt ?hnliches. (Nicht umsonst waren diese alle ehem. Wehrmachtsoffiziere!)
Mal andersrum - was ist denn an "Macht" schlecht? Macht macht m?chtig Spa?, dieser Spruch ist so alt wie wahr. Macht kann aber auch s?chtig machen. Und wie bei jedem Junkie ist dessen Eigendistanz irgendwann weg, er kommt nicht mehr vom Stoff los. Nur: Macht h?ngt immer direkt mit Geld zusammen. Am liebsten w?rden Sozialpolitiker eine H?lfte der Gesellschaft in Obdachlose, Penner und Junkies verwandeln, um die andere H?lfte als Streetworker, Berater etc. besch?ftigen zu k?nnen. Das sichert einem eine gro?e Lobby - und vor allem den gr??ten Etat. Und wer den gr??ten Etat hat (kein Wunder, dass Politik m?nnlich dominiert ist, geht es doch auch hierbei immer wieder um die Frage "Wer hat den gr??ten?"), hat am meisten Macht. Vom Finanzminister mal zu schweigen. Aber auch der muss mitunter hilflos zusehen, wie aus politisch-taktischen Gr?nden eine ordentliche Finanzverwaltung gemeuchelt wird.
@Mars
Woher kommt bei Dir diese (meiner Meinung nach! Korrigiere mich bitte bei Irrtum) Haltung, dass Dich alles irgendwie ganz m?chtig ankotzt? Was gedenkst Du dagegen zu tun? Wenn Dich Formalismen b?rokratischer Art nerven, w?rest Du in der Schweiz eh Fehl am Platze, die sind da noch schlimmer, als wir hier. Und teurer ist das Leben dort auch. Aber ach ja, was ist schon eine "richtige" Demokratie? Nur die, die so l?uft, dass es mir in den Kram passt? Wenn man immer alles an der Sachorientierung ausrichten w?rde, w?rde man die Fr?sche erst recht nicht fragen, wenn man ihren T?mpel trocken legen wolle.
Und was ist denn aus "Wir sind ein Volk" geworden? Statt die Chance zu einem Neustart zu nutzen, wurde dem Osten die perverse Westb?rokratie ?bergest?lpt, wurde eben keine neue Verfassung ausgearbeitet. Auch die "Ossis" waren in dem Spiel nur Figuren "der M?chtigen". Denn in der Sache w?re es wirklich am sinnvollsten gewesen, wenn man die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten 1990 richtig dicht gemacht h?tte, durch irgendein Kooperationsmodell den Osten langsam (so ?ber 15-30 Jahre) wirtschaftlich auf Westniveau gebracht h?tte, und dann erst eine Wiedervereinigung durchgef?hrt h?tte. Eben wie in einer Schiffsschleuse. Das ging aber aus politischen Gr?nden nicht. Das w?re auch dem Volk nicht zumutbar gewesen, die wollten was ganz anderes. Ist (ok, klingt arrogant!) somit nicht das Volk selber Schuld an der jetzigen Misere mit Soli und Co? Und Kohl hat die damalige Stimmung im Volke grandios genutzt und zu einem eigenen politischen Machtzuwachs gef?hrt. "Das Volk" war ihm im Grunde aber egal. Was damals aber auch schon f?r Lafo galt.
Was meinst Du mit "Pflichtwahl"? Wer zur Wahl geht, kann auch den Zettel durchstreichen = ung?ltige Stimme. Das als Signal w?rde vielleicht auch mal st?rker wirken, als die gr??er werdende Gruppe der Nichtw?hler.
@Canto
Ich habe ja auch nie behauptet, dass Demos v?llig wirkungslos seien. Sie sind im poltischen Gesch?ft allerdings nur eine kleine, eher ineffektive Art der Aktion. Wobei man die politischen Ebenen unterscheiden muss. Je weiter man nach oben kommt, desto unabh?ngiger werden die Akteure von des Volkes Stimmung, weil sie inihren eigenen Universen mit ihren eigenen Gesetzm??igkeiten und Logiken kreisen. Das ist in der Wirtschaft nicht viel anders.
Und - DANKE f?r den Hinweis auf die Selbstverst?ndlichkeiten. Das scheint dann doch nicht so selbstverst?ndlich zu sein, wenn man schon drauf hinweisen muss (Abtlg. Gew?hnung?). Deine Liste w?re zu verl?ngern.
Dass Du den von Dir genannten Gruppen f?r ihre Existenz dankbar bist (und weiteren, vermute ich), kann ich voll und ganz nachvollziehen. Sie sind Ausdruck einer halbwegs lebendigen B?rgermeinung, Ausdruck von "Gegenmeinungen" und also ein Korrektiv von Meinungsmonopolisierungen. Aber da es gerade den Medien immer weniger darum geht, zu informieren, sondern die eigene Sendezeit als Werbezeit zu verkaufen (ich beschr?nke mich mal auf das Leitmedium Fernsehen), braucht es Sensationen, um den Zuschauer zu halten. Da werden solche Demos dann auch mal mediengerecht inszeniert, obwohl keiner demonstrieren wollte. Hat es alles schon gegeben. Und wie die Medien ticken, kann man shcon an der Geschichte des Hauses Leo Kirch sehen, oder auch aktuell auf dem Bildschirm:
Zitat Mareile H?ppner: "...Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu 'Sat1 am Mittag', Ihrem Mittagsmagazin in Sat1. Gleich zu Beginn m?chte ich Sie auf eine Neuerung hinweisen: Als Teil der gro?en SAT1-Informationsoffensive werden wir Ihnen in zukunft fast nur noch Beitr?ge zeigen, die nicht ?lter als drei Jahre sind und in nicht mehr als vier anderen Magazinen bereits gelaufen sind. Ich bin sicher, Sie werden sich schnell an diese neue Aktualit?t gew?hnen. Und damit zu unserem ersten beitrag: wir haben Menschen in Berlin gefragt, wie Ihnen nach der Umstellung auf den Euro..." = Verwertung total, maximale Rendite. weniger "Anst?ndigkeit, Ehrlichkeit" und sowas. Der Markt hat per se keine Moral. Und Demokratie wird somit auch zum renditetr?chtigen Objekt verwurstet.
Nochmal - wollen wir es in irgendeiner Form "gerecht" haben, dann wird es unendlich kompliziert und letztlich wieder ungerecht (das Steuersystem mit seinem Hang zur ausufernden Einzelfallbeschreibung ist da ein sch?nes Bsp. von struktureller Ungerechtigkeit, die entsteht, weil man gerecht sein will), oder wollen wir es einfach und schnell haben? Die schnellste und direkteste Art der Entscheidung und Durchsetzung ist die Diktatur. Und selbst die ben?tigt einen b?rokratisch-administrativen Background. Man oszilliert also zwischen verschiedenen formalen M?glichkeiten, um letztendlich zu entdecken, dass keine wirklich so richtig doll ist. nothing is perfect. Also sollte man versuchen, aus dem, was man hat, das Beste zu machen, auch, wenn es nicht immer allen gef?llt und nicht immer "praktisch+sinnvoll" ist, aber notwendig. Dass es Konstruktionsfehler gibt, dass es Verwucherungen gibt, bestreitet keiner. Das jedoch sind richtig dicke Bretter, die es zu bohren gilt.
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Eine grunds?tzliche Äu?erung noch (Rollenwechsel hin zum Mod!). Ihr habt sicherlich mitbekommen, dass es Themenbereiche gibt, zu denen ich mich gerne und vor allem ausf?hrlich ?u?ere. Insofern m?chte ich auch ein wenig Selbstkritik ?ben, wenn ich darauf hinweise, dass wir uns immer noch in einem Motorradforum bewegen. Lasst uns also sehen, wohin uns diese Debatte bringt - und wann sie wie ausl?uft.