Vor dem wohlmöglich aufkommenden Winterblues hier noch ein kleiner Bericht von meinem zweiten italienischen Rennstreckenbesuch.
Diesmal ging es in die Toskana, zum legendären Autodromo Internazionale del Mugello.
Da ich ja nie spät ankommen möchte, haben wir einen Zwischenstop kurz hinter Bozen in Leifers eingeplant.
Da gibt es einen gut geführten Campingplatz mit anliegendem Pizza-Restaurant und genügend Platz auch für längere Gespanne.
(draufklicken für größer)
Von dort waren es noch ca. 360km bis nach Mugello. Also fuhren wir gut befrühstückt am Vormittag los und ohne irgendwelche Verzögerungen entspannt durch bis Bologna. Dort suchten wir uns eine Tankstelle, die (leider in Italien kaum noch zu bekommen) den feinen Rennsprit (also 98er oder drüber) noch führt. Das bedeutete eine kleine Stadtrundfahrt, war aber auch entspannt zu meistern.
Gegen 14:00 Uhr erreichten wir den Circuit in Mugello, wie immer in der Hoffnung, trotz der Vorabinformation, dass wir erst 19:30 Uhr in das Paddock kommen, schon vorher aufbauen zu können.
Nunja… dem war wieder nicht so und so wurden wir vom freundlichen Pförtner zum Warteplatz geschickt. Der liegt schon auf dem Gelände des Circuits, man muss gleich hinter der Pforte rechts einen Berg hochfahren.
Oben standen schon einige Nochfrüherangereiste und ein paar Zuschauer. Denn Zuschauen geht von diesem Warteplatz wie sonst nirgendwo.
Dieser Warteplatz ist wirklich der Hammer. Man hat einen Wahnsinnsblick über die komplette Anlage, es gibt eine Toilette, für Perfektion fehlen nur noch Steckdosen und ein Kiosk
Nachdem wir eine Zeit lang das Ambiente wirken lassen haben und dem Treiben der Sportwagen auf dem Ring zugeschaut hatten, packte ich mein Fahrrad aus und wollte mal eine Runde fahren. Ich hatte auf einer nahen Hinweistafel entdeckt, dass es innerhalb des Außenzaunes rund um die eigentliche Strecke noch viele Weg gab, die man fahren konnte.
Also begann ich eine Fototour rund um die Strecke. Es ging durch eine unglaublich gepflegte und saubere Parkanlage.
Immer nah an der Strecke lang. Immer Berg rauf, Berg runter.
Am entferntesten Ort (natürlich
) fuhr ich mir dann einen Platten auf einem schottrigen Platz ein, den ich nicht mit meinen beiden mitgeführten Co2-Patronen wieder aufpumpen konnte. Also durfte ich das Rad den ganzen Weg zurückschieben.
Aber das Wetter war ja perfekt und genug Zeit war auch da.
Wieder am Parkplatz angekommen verbrachten wir dann die Zeit mit Quatschen, dem ersten Einlaufbier und Warten, bis es langsam dunkel wurde.
Bei Dunkelheit sah alles nochmal beeindruckender aus.
So gegen 18:30 Uhr sah ich dann schon die ersten Fahrzeug AUF den Platz fahren und so fuhren wir dann auch als erste vom Warteplatz runter und konnten auch nun ungehindert in das Fahrerlager fahren.
Ich hatte mich vorher bei einem Bekannten, der schon in Mugello war und auch keine Box nimmt, informiert, wo man ganz praktisch steht und habe genau diesen Stellplatz dann auch nehmen können.
Nah an der Einfahrt zur Boxengasse, vergleichsweise nah an den Toiletten, genug Platz für meine Wagenburg und bei der Abreise frei von Imwegstehern. Da wir aber eben eins der ersten neuen Fahrzeuge auf dem Platz waren, erkannten wir erst zu spät, dass wir an der Stelle ziemlich allein standen. Naja, man kann halt nicht immer alles haben
Einfachen Kontakt kriegt man meist eh nur zu ebenfalls einzeln Reisenden. Bei Gruppen wird's schwieriger, wenn der Kontakt nicht aus der Gruppe kommt.
Das Aufbauen ging mit unserer Routine, wie fast immer, fix voran und so war nach der Anmeldung beim Veranstalter wieder genug Zeit für einen kleinen abendlichen Rundgang, den ich bei den größeren Rennstrecken immer wieder gern mache, weil es tolle Impressionen gibt.
Am nächsten Morgen ging es also los. Im ersten Turn war es noch leicht nebelig, so dass ich nach 4 Runden mit beschlagenem Visier wieder rein kam. Rundenzeit 2:55, aber mächtig beeindruckt von der Strecke. Ein ständiges Auf und Ab, sehr flüssige Kurven, die lange Start-Ziel-Gerade. Alles was ich gern mag auf einer Rennstrecke. Dass einige Kurven blind sind, stört mich nicht.
Die Linie lernt man ja schnell und so weiß man bald, wie man sich am Besten vor einer Kurve positioniert.
Schnell wurde es dann auch sonnig und für den zweiten Turn hatte die Sonne den Nebel komplett weggearbeitet.
Für den zweiten Turn hatte ich mir einen Instruktor gebucht, der mir meine Linie bestätigen oder eine bessere zeigen sollte.
So mache ich das bei neuen oder schon länger nicht mehr gefahrenen Rennstrecken immer. Zu 90% war meine intuitive und vorher in diversen Onboard-Videos studierte Linie schon ganz richtig. Die restlichen 10% waren im wesentlichen eine noch spitzere Anfahrt in manchen Kurven und ein Mittigbleiben in einer längeren Kurvenkombi.
In der Mittagspause konnte ich dann auch endlich den Streckenplot von Mugello auf den Anhänger kleben. Das mache ich nämlich erst, wenn ich die Strecke auch gefahren bin
Professionelle Fahrfotos habe ich diesmal nicht gekauft. Es war nichts dabei, was besser war als die zuletzt gekauften oder bekommenden. Aber Lori hat ein paar Bilder bei den beiden Rennen gemacht, die ich gefahren bin.
Im letzten Turn des zweiten Tages durften dann Angehörige, Mechaniker und Kids mit den eigenen Maschinen auf ein paar Schnupperrunden raus auf die Strecke. So kam auch Lori zu Ihren Mugello-Runden, auch wenn Sie diesmal nicht gebucht hatte.
In den beiden Rennen fuhr ich meine besten Turns. Ich habe (bei fliegendem Start) im Rennverlauf jeweils so 4-5 Fahrer überholen können und beide Male eine persönliche Bestzeit (jeweils ca. 2 sek. unter meiner Quali-Zeit) fahren können. Also voller Erfolg. Für die Chance auf einen Pokal bin ich bei dem Klientel des Veranstalters zu langsam.
Weil ich etwas Zweifel habe, dass es diesmal nur an mir lag (max. 257km/h (GPS) auf der langen Gerade, in vielen Runden, obwohl ich schon lange im 6.Gang Vollgas fahre), war meine BMW nach der Rückfahrt schon in der Werkstatt für Ventilkontrolle, Prüfung der Steuerzeiten, Kompressionsmessung und Abdichtung einer Leckstelle einer Dichtung.
Allerdings ohne Befund. In den dokumentierten Messungen liegen alle Ventilspiele immer noch auf Auslieferungsniveau, die Kompression identisch bei allen Zylindern bei 12 Bar und die Steuerzeiten perfekt.
Der Werkstattmeister war einerseits sicher, dass da schon jemand dran gewesen sein muss, war andererseits erstaunt, dass es an der Nockenwelle noch nicht mal die oft üblichen Spuren gibt. Die Maschine hab ich mit 13tkm gekauft und jetzt 20tkm auf der Renne bewegt. Der Motor ist also gefühlt ca. 60000km alt.
Und es war ganz sicher noch niemand dran. Ich lass auch nicht warm laufen, behandele die Maschine also nicht wirklich schonend.
Ich fahr wohl noch zu langsam
Nun steht sie beim örtlichen Tuner (SKM, die auch ein 300er-Team in der WSBK haben). Nach dem ersten schnellen Motor-Testlauf vermutet der Chef eine defekte Zündspule am Zylinder 1, weil dort der Krümmer zwar auch warm wird, aber ca. 100°C weniger als die Krümmer an den anderen 3 Zylindern hat. Das wird nun geprüft, dann geht sie dort auf den Prüfstand, um zu testen, ob die defekte Referenzrohrklappe dafür relevant sein könnte oder ob die gefühlt fehlende Leistung doch beim Fahrer liegt.
Schaun wir mal.
Aber so oder so...Mugello ist wirklich der Hammer. Den Mythos, der diese Strecke umgibt, kann ich voll bestätigen.
Da muss ich ganz bestimmt nochmal hin.
italienische Grüße
vom falo
PS: Den Winterblues bekomme ich ganz bestimmt nicht. In 12 Tagen geht's zum Skifahren nach Sulden und Weihnachten wieder nach Jerez auf die Renne.