So langsam hab ich ein wenig Ruhe und wollte mal noch schnell einen Erfahrungsbericht aus Chambley einreichen.
Los ging es ja Freitag am Nachmittag. Die Logistik war ein wenig komplizierter als sonst weil ein Transporter genutzt werden sollte, der aber erst geholt werden musste und dann die Mopeds von zwei Standorten eingesammelt werden mussten. Mit dem ganzen Geraffel war die Kiste dann auch ziemlich voll und Thomas Plan unbedingt noch ein Pitbike mitzunehmen hatte sich, wie erwartet, als nicht realisierbar herausgestellt.
Sind auch unterwegs. Wird wohl 20 Uhr bis wir da sind.
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Mit einem Stopp bei KFC in der Nähe von Pforzheim ging es dann relativ Ereignislos gen Westen. Das Wetter während der Fahrt war mehr als Bescheiden und in Frankreich war tatsächlich auch mal ein kleines Stück Autobahn wegen Überflutung geschlossen. Wir haben dann beschlossen den Wetterbericht einfach nicht mehr anzuschauen.
Abends angekommen im Fahrerlager die erste echte Überraschung: Lori und Olaf standen doch tatsächlich gute 20 Meter vom üblichen Stellplatz entfernt
Erstmal große Begrüßungsrunde und auch Vorstellung der bisher unbekannten Gesichter.
Jetzt schnell alles ausladen, der Transporter sollte ja Hotel für meine beiden Mitreisenden werden und ich noch schnell mein Zelt aufgestellt.
Lori hatte natürlich wieder reichlich Essen auf den Tisch gestellt und wir gaben unser Bestes um die Teller leer zu bekommen. Das Wetter sollte ja nicht an uns scheitern.
Trotz später Stunde und deutlich schwindendem Licht gab es dann noch "schnell" ein Streckenbegehung mit Bierchen. Wir hatten ja einen "Neuling" dabei und der wollte zumindest mal sehen mit was er am morgen rechnen musste. Rennstrecken hatte er schon einige gesehen, fahren kann er eher besser oder zumindest schneller als ich, sollte also kein Problem sein.
Als wir endlich zurück waren, war es schon recht spät. Ein kleines Bierchen ging noch, dabei hatten wir uns die Geschichten von den ersten Flugübungen der Kunstflieger am Freitag Nachmittag angehört (sollte noch ein Thema werden) und dann ab in die jeweiligen Betten.
Das Wetter hatte übrigens den gesamten Freitag Abend gehalten.
Samstag früh dann bei gutem Wetter, schnell zur Anmeldung und dann zum Frühstück ins Hospitality-Zelt zu Lori und Olaf. Wie immer delikates Frühstück genossen und festgestellt, dass unser Hefezopf den Vorabend nur knapp überstanden hatte. So isch's recht
Olaf teilte direkt laminierte Zeitpläne aus damit auch ja keiner seinen Turn verpasst. Mit der Einteilung waren wir nicht so ganz zufrieden. Brüderlein auf der großen Panigale und Lothar waren für den langsameren Turn eingeteilt, Thomas (Neuling), Ralf und ich waren im schnelleren Turn. (Olaf natürlich auch)
Ein wenig lange Gesichter und Diskussionen, aber es war ja klar, dass spätestens Mittags per Zeitnahme umsortiert wird.
Auf zur morgendlichen Fahrerbesprechung, diesmal mit Fotoshooting.
Danach stand der erste Turn an. Ralf war in der schnellen Gruppe nicht zufrieden, Brüderlein in der langsamen auch nicht, also wurde kurzerhand getauscht. Der Anbieter ist da wirklich unkompliziert.
Thomas hatte mich im ersten Turn leider recht zügig verloren und er war alleine ein wenig überfordert, kam aber irgendwie durch.
Die nächsten beiden Turns waren wir die "Stuttgarter" dann aber zu dritt und besser organisiert und konnten ein paar Runden im Parallelflug um die 2:10 fahren. Damit sollten wir zum offiziellen Tauschen in der Mittagspause sicher zusammen im schnellen Turn bleiben können. Thomas kam auch immer besser rein und fand den Weg schon ziemlich gut alleine.
Am Nachmittag wollte er dann auch mal auf die Aprilia und so wurde getauscht.
Ich muss sagen die Sitzposition auf seiner Hypermotard passt mir jetzt eher nicht so. Knieschleifen nicht wirklich möglich, die Schuhe leiden schon sehr. Aber der 937 ccm V2 macht schon so richtig Bock und durch den hohen Lenker kann man Ankern wir ein Bekloppter. Er war von der Aprilia auch sehr angetan und wir waren uns einig, dass eigentlich der V2 in die kleine Aprilia muss um das perfekte Motorrad für Chambley zu haben. (Gibt es quasi schon und man nennt es auch Ducati 950 SuperSport)
Wer mal mitfahren möchte (Qualität auf 4K stellen und umschauen):
So hat uns der Fotograf gesehen (tatsächlich alle drei in einem Bild):
Der weitere Nachmittag war eigentlich komplett im Parallelflug und so langsam wurde es am Himmel voller.
Brüderlein wollte jetzt die Aprilia fahren. Bedeutet im Umkehrschluss ich muss auf sein Höllengerät... Das Leben ist kurz also Feuer frei. Es handelt sich um eine Ducati Panigale 1199R mit voller Termignoni Anlage. Das Homologationsmodell für die Superbike WM. 205 PS und grob 170 kg trocken...
Kurze Zusammenfassung: Das Ding ist KRANK!
Ich bin schon mal ein wenig darauf rumgerollt aber das ist lange her und war nur im Stadtverkehr.
Hiermit ein kurzer Versuch das erlebte in Worte zu fassen:
Sitzposition: Im Vergleich zu Aprilia extrem. Die Rasten sind sehr hoch, der Sitz ist deutlich höher dafür die Stummel deutlich tiefer und der Tank länger. Streckbank trifft es erstmal ganz gut.
Fahrgefühl: Das Ding fühlt sich an wie ein Tanker. Fühlt sich super lang an, wenn man sich nicht bewegt eher behäbig und den Radius ändern ist Arbeit.
Motor: Bis 6000 RPM echt ordentlich Druck aber nicht sonderlich beeindruckend. Oberhalb 6000 RPM bis zum Begrenzer bei 12000 RPM völlig gestört. Als würde einen ein Pferd treten, welches von einer Rakete abgeschossen wird. Das Vorderrad will nie am Boden bleiben. In Chambley geht es nur bis in den 4ten Gang und dort nicht mal bis in den Begrenzer aber das reicht für 225 km/h inklusive leichtem Wheelie... Laut Aussagen des Besitzers geht das im 5ten und 6ten so weiter...
Nach ein paar Runden wie auf rohen Eiern hat man sich langsam eingeschossen und dann machen Sitzposition und Fahrwerk auf einmal Sinn. Tief in die Kurve Bremsen, Radius wählen und ab geht's. Die lange links ist wie auf Schienen. Man kann sich ans Moped hängen und turnen wie man will, der Radius bleibt. So stabil bin ich da noch nie rum. Schon witzig. Dafür hat man am Ende vom Turn Muskelkater von der Schulter bis in die Beine. Es sind schon andere Kräfte die da beim Beschleunigen einwirken. Ich bin dann sehr dankbar wieder auf die bequeme Aprilia.
Wer das mal von hinten sehen will:
So sah es der Fotograf:
Am späten Nachmittag, nach allen Turns eskalierte dann die Lage am Himmel. Was die da alles abgezogen haben war schwer zu fassen und die Lautstärke von einer Rafale die mit Vollgas gefühlt 10 m über dem Kopf Loopings dreht muss man mal erlebt haben.
Die Manöver der Patrouille de France waren trotz mehr Gerät wesentlich langsamer, dafür noch spektakulärer. Doppeldecker und Hubschrauber gab es auch. War schon lustig so eine gratis Flugshow direkt über dem Fahrerlager.
Am Abend dann folgte die in der Zwischenzeit gut etablierte Rennwurst vom Veranstalter (schmeckt lecker aber als Schwabe ist man schockiert was die "Rote Wurst" nennen) mit dem ein oder anderen Bierchen. Direkt vom Grill brachen wir zur Streckenbegehung auf um insbesondere Thomas noch mal ein paar Tipps zu geben. Marco war auch mit von der Partie und nach ein paar Kurven kam auch der Norddeutsche MiniBlitz auf Graziella dazu. Da in der Zwischenzeit Bier und Wurst aufgebraucht waren, spielte Marco Lieferdienst und holte mit Graziella Nachschub.
Nach geschaffter Runde mussten natürlich im Hospitality-Zelt die Reste vernichtet werden. Bisher hatte das Wetter gehalten und Dolores hatte uns natürlich wieder eingeplant, also Teller leer essen! Sehr gut gesättigt und mit ein paar Bierchen im Kopf wurde dann noch die Leinwand vor den Transporter gestellt und mit einer kleinen Menschentraube um uns das Sprintrennen der MotoGP in der Wiederholung geschaut (unter ständiger Spoilerandrohung von Olaf
)
Die meisten Turns des Tages waren ja im Parallelflug und daher eher im 2:10er Bereich aber einmal hab ich dann doch eine 2:05.84 rausgepresst. Also auch sportlich ein sehr erfolgreicher Tag.
Nach ein paar Bier wurden noch eine blöde Ideen umgesetzt und dann ab ins Bett.
Es folgt der Sonntag.
Ebenfalls wieder lecker Frühstück im Hospitality Zelt. Leider durften wir wegen einer neuen Regelung mit den Anwohner erst später starten und so waren es nur 5 Turns am Sonntag. Dafür war der Morgen dann sehr entspannt.
Das Hauptrennen der MotoGP haben wir dann zwischen den Turns geschaut. Die Leinwand musste in den Transporter damit der kleine Beamer eine Chance hatte.
Olaf hatte keinen so erfolgreichen Samstag. Die S1000RR hielt den Bremsdruck vorne nicht, also ist er Samstag auf der S1000R von Dolores rumgerollt. Auch damit ist er noch deutlich schneller als ich
Zwischen den letzten paar Turns mussten wir allmählich mit aufräumen anfangen. Meine beiden Mitfahrer konnten leider nicht erst Montag früh abreisen. Im letzten Turn dann haben wir es nochmal richtig laufen lassen und sind direkt hinter den ganz schnellen raus. Ich hatte dann wirklich fast freie Bahn und konnte 7 komplette Runden abspulen. Schlechteste Runde war eine 2:05.31 und Beste eine 2:04.44. Das ist um einiges schneller als letztes Jahr und war trotzdem gefühlt relativ entspannt.
Zum Abschluss darf natürlich die Beurteilung der Reifen nicht fehlen. Ich war erstmalig auf einem Supercorsa SP V3 unterwegs. Den hatte ich relativ günstig und mit quasi 0 km über das Aprilia Forum geschossen. Der ist schon noch mal besser in tiefer Schräglage als der S21. Man erschrickt förmlich wie früh das Knie schon an den Boden geht weil es so einfach geht. Er braucht dafür etwas länger zum aufwärmen und ist bei Regen absolut nutzlos. Der Pirelli könnte auch mit Heizdecken gefahren werden, dann wird es vielleicht interessant aber ohne Heizdecken bleibe ich erstmal beim Bridgestone S21. Neu sind das auch 350€ vs 200€.
Nach 2 Tage Chambley sah mein Reifen dann so aus:
Mal zum Vergleich was 100 PS mehr an den gleichen zwei Tagen, auf der gleichen Strecke, mit ca. den gleichen Rundenzeiten mit dem gleichen Reifen machen (ok war ein V4), hier mal der Reifen von der Panigale:
War in jedem Fall wieder ein mega Event und beim durchsehen der Bilder werde ich fast melancholisch. Im Gegensatz zu
@KiloZeBeF bin ich einfach nur dankbar dabei gewesen zu sein und freue mich auf das nächste Mal.
P.S.: Ein paar Kleinigkeiten wie ca. 3 Tropfen leichtester Niesel jeweils genau in der Mittagspause am Samstag und am Sonntag, sowie selbstgemachten Eierlikörpudding hab ich jetzt mal ausgespart. Mitkommen und selbst erleben ist die Devise!
Wie immer den größtmöglichen Dank an Dolores und Olaf! Ihr seid einfach Spitze!